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Äußerer Grüngürtel

Der Äußere Grüngürtel

Nach den Vorgaben des von Fritz Schumacher 1923 erstellten gesamtstädtischen Generalbebauungsplanes sollte auf dem Gebiet des äußeren Befestigungsringes der Äußere Grüngürtel angelegt werden. Da dieses Gebiet aufgrund der militärischen Nutzung von jeglicher Bebauung frei geblieben war, war es geradezu prädestiniert für die Umgestaltung in einen grünen Gürtel. Der damalige Oberbürgermeister Konrad Adenauer maß der Anlage besonders große Bedeutung zu. Mit dem von ihm eigens für die Kölner Verhältnisse erwirkten Rayongesetz vom 27.04.1920 hatte die Stadt das Recht erhalten, das Gebiet des ehemaligen äußeren Befestigungsringes für Grünflächen und gemeinnützige Siedlungen nach dem Grundstückswert von 1914 zu enteignen. Trotz heftiger Proteste und Widerstände, vor allem von Seiten der Landwirtschaft, gelang es bis zum Jahre 1931 ca. 3.300 Hektar zu erwerben, wobei nur für 462 Hektar Enteignungsverfahren eingeleitet werden mussten.


Freie Landschaft statt Bebauung

Von Crossfahrern zerstörte Hänge im Felsengarten

Für die Ausgestaltung des Äußeren Grüngürtels entwickelte Schumacher weitreichende konzeptionelle Vorstellungen, die einen gestalterischen und in der Nutzungsintensität gestaffelten Übergang von der Bebauung über den Grüngürtel in die freie Landschaft vorsahen. 1923 lief jedoch sein Vertrag mit der Stadt Köln aus und Wilhelm Arntz übernahm seine Nachfolge. Arntz vervollständigte die Überlegungen Schumachers zu einem gesamtstädtischen Grünsystem, beschränkte sich jedoch in seinen Planungen auf die Ausweisung von Freiflächen und deren funktionaler Bestimmung.

Die konkrete Ausgestaltung des Äußeren Grüngürtels lag nun im Gegensatz zu der des Inneren Grüngürtels ausschließlich in der Hand der städtischen Gartendirektion. Der damalige Gartenamtsleiter Fritz Encke fertigte noch kurz vor seinem Ausscheiden aus dem städtischen Dienst (1926) einen Gesamtplan, der jedoch nicht zur Ausführung kam. Theodor Nußbaum, Leiter der Planungsabteilung im Gartenamt, überarbeitete die planerischen Vorgaben von Schumacher und Encke vollständig und fasste die Entwürfe für die einzelnen Abschnitte des Grüngürtels im Jahre 1928 in einem Gesamtplan für den Äußeren Grüngürtel zusammen.

Soziales Grünflächenprogramm

Müllplatz vor dem Kiosk

Die Voraussetzungen zur Anlage des Äußeren Grüngürtels waren im gesamten Bereich nahezu gleich. Es gab kaum nennenswerte natürliche Vorgaben, wie etwa Wälder, Seen oder Höhenunterschiede, auf die man hätte Rücksicht nehmen müssen. Der gesamte Grüngürtel musste also vollständig neu geschaffen werden.

Nußbaum legte seiner Planung ein umfangreiches „soziales Grünflächenprogramm“ zugrunde, welches in erster Linie auf die Bedürfnisse der Bevölkerung ausgerichtet war. Die wichtigsten Bestandteile des gesamten Grüngürtels waren für Nußbaum die großen, offenen Wiesenflächen. Wasser war für Nußbaum ein unverzichtbarer Bestandteil und ein wertvolles Motiv, darüber hinaus dient es der Ausübung von Sportarten. Aus diesem Grunde waren im gesamten Verlauf des Äußeren Grüngürtels insgesamt acht künstliche Wasserbecken vorgesehen. Diese sollten vor allem für den Rudersport genutzt werden. Die Schaffung großer Teichanlagen hatte aber ebenso rein praktische Hintergründe. Der hierdurch gewonnene Erdaushub konnte zur Einebnung der großen Sport‑ und Spielflächen sowie zur Anschüttung von Aussichtshügeln verwandt werden.

Äste ragten in die Spazierwege

Die Integration von Sportanlagen lag Nußbaum besonders am Herzen. Die Sportflächen sollten den Bebauungsflächen zugeordnet und in der Nähe von Wohngebieten und Straßenbahnhaltestellen liegen. Der Schwerpunkt der Sporteinrichtungen lag am Müngersdorfer Stadion. Weitere für Vereins- und Schulsport geeignete Sportanlagen sind mit den ehemaligen Festungswerken verbunden wie z.B. am Decksteiner Fort (Fort VI).

Der Militärringstraße wies Nußbaum die Funktion einer Autostraße zu, die den Erholungssuchenden in die freie Natur führt. Sie sollte als grüne Autopromenade ausgebildet sein. Als Ziele für die Erholungssuchenden sah Nußbaum gastronomisch genutzte Parkhäuser vor. Er unterschied drei verschiedene Typen, das große Park- oder Volkshaus verbunden mit einem Restaurant, ein kleineres Park- und Kaffeehaus sowie die ländliche Wirtschaft. 

Arbeitslose beschäftigt

Verrottete Spielgeräte

Mit den Arbeiten zum Ausbau des Äußeren Grüngürtels konnte die Gartenverwaltung in den Abschnitten zwischen Frechener Bahn und Luxemburger Straße, zwischen Bonner Straße und Eifeltorbahnhof sowie zwischen Junkersdorfer Weg und Aachener Straße im Winter des Jahres 1927 beginnen. Wie schon beim Ausbau des Inneren Grüngürtels wurde auch hier im Rahmen der Erwerbslosenfürsorge eine große Anzahl von Arbeitslosen beschäftigt. Bis zum Jahre 1929 war annähernd der gesamte südliche Abschnitt des linksrheinischen und Teile des rechtsrheinischen Äußeren Grüngürtels fertiggestellt. Lediglich ein kleinerer, zentral gelegener Bereich an der Dürener Straße wurde erst nach dem Zweiten Weltkrieg durch den damaligen Leiter des Garten- und Friedhofsamtes Kurt Schönbohm gestaltet und in den Grüngürtel einbezogen. (siehe Arboretum)

Ein Grünflächenplan der Stadt Köln aus dem Jahre 1929 verdeutlicht den enormen Zuwachs an Grünflächen durch die Anlage des Äußeren Grüngürtels.